Mittwoch, 3. Dezember 2014

Glückliche Familie Nr.: 255: Scheidung gut überstehen


Im neuen GEO Wissen mit dem Thema "Wie Erziehung gelingt" habe ich wichtige Hinweise für Scheidungseltern gelesen. Sie stammen aus dem Artikel "Die Zeit danach" von Alexandra Rigos (Seite 138 bis 144). Mit gefällt gut, dass der Text zumindest im Ansatz Möglichkeiten aufzeigt, wie Kinder eine Scheidung besser überstehen können.

Ich picke einmal die Wertvollsten heraus:
  • Wenn sich die Eltern getrennt haben, gilt als kinderfreundlichste Wohnlösung das "Nestmodell". Die Kinder bleiben in der angestammten Wohnung der Familie, Vater und Mutter nehmen sich jeweils eine eigene kleine Wohnung und leben dann abwechselnd bei den Kindern. So verlieren die Kinder nicht ihr vertrautes Umfeld. Außerdem bleibt ihnen das ständige Taschepacken erspart. Dies ist natürlich eine teure Variante, aber vielleicht ist das für die eine oder andere Familie machbar. 
  • Die amerikanische Psychologin Mavis Hetherington weist auf Folgendes hin: "Schlimmer noch als Eltern, die sich streiten, sind geschiedene Eltern, die weiter streiten." Hetherington muss es wissen. Sie hat den Lebensweg von 2500 Kindern über einen Zeitraum von 30 Jahren begleitet. 

"Meinungsverschiedenheiten bei jedem Übergabetermin, aber auch Sticheleien gegen den anderen Elternteil oder Versuche, das Kind über die Verhältnisse beim Ex-Partner auszuhorchen, drängen den kleinen Menschen in einen Loyalitätskonflikt." (GEO Wissen, Nr. 54, Die Zeit danach von Alexandra Rigos, S. 142)




  • Remo Largo wird zitiert mit dem Hinweis, dass es "eine Form von emotionalem Missbrauch" sei, wenn Mutter oder Vater das Kind zum Vertrauten machen und ihm ihre jeweiligen Probleme erzählen würden.
  • Für das Kind sei es hilfreich, wenn es eine neutrale Bezugsperson, zum Beispiel eine Psychologin, habe, der es von sich erzählen kann, ohne auf die Eltern und deren Befindlichkeiten Rücksicht nehmen zu müssen. 
  • Statt die Trennungsentscheidung zu begründen, sollten Eltern den Kindern lieber aufzeigen, wie es jetzt weitergehen kann. "Das einzige, was für Kinder zählt", so noch einmal Largo, "ist die Erfahrung, dass sie nach einer Scheidung nicht verlassen sind."
  • Kinder unter vier Jahren brauchen kurze Besuche alle paar Tage, um zum Vater (meistens bleiben die Kinder ja bei der Mutter) überhaupt eine Bindung aufzubauen. Ein Rhythmus von 14 Tagen ist in dem Alter nicht ausreichend. 
  • Ein neuer Lebenspartner sollte den Kindern nicht sofort präsentiert werden geschweige denn gleich bei einem der Elternteile einziehen. Laut GEO-Artikel empfiehlt Jesper Juul mit dem Zusammenziehen mindestens zwei Jahre zu warten. Ich bin außerdem den Ansicht, dass Kinder bei dieser Entscheidung ein Mitspracherecht haben. 
  • Schon in dem sehr empfehlenswerten ZEIT-Artikel "Das Trauma überwinden" von Martin Spiewak bin ich auf Möglichkeiten gestoßen, wie Eltern ihr Kind gut durch eine Trennung begleiten können. Spiewak schreibt: "Anwälte ... gelten in Jugendämtern traditionell als Störfaktoren, weil sie statt des Kindeswohls die Interessen von Mutter oder Vater im Blick haben und die Konflikte noch zusätzlich anheizen." Stattdessen gilt heute das Deeskalationsmodell des Familienrichters Jürgen Rudolph aus Cochem im ganzen Land als vorbildlich. Von Rudolph bekommen streitende Paar die Auflage, sich einer Mediation zu unterziehen. Er hat Juristen und Sozialpädagogen an einen Tisch gebracht. 
  • Hilfreich für Eltern ist hierbei der Kurs "Kinder im Blick", der inzwischen bundesweit angeboten wird (hier findet ihr Einrichtungen in eurer Nähe, die den Kurs anbieten). Er unterstützt Eltern dabei, gute Umgangsregeln in der Scheidungszeit zu treffen. 
  • Martin Spiewak berichtet aus einem solchen Training: "Die Eltern sollen die Augen schließen und sich in die Zukunft versetzen. Es ist der 18. Geburtstag ihres Kindes, und das Kind nutzt die Gelegenheit, um den Eltern zu danken. 'Ich bewundere, dass es euch trotz der schweren Trennung gelungen ist, ....'" In Gedanken soll jeder den Satz vervollständigen. Hörbares Schlucken in der Runde." 

Sich in schweren Lebenssituationen immer fröhlich Hilfe holen.

Eure Uta