Freitag, 16. August 2013

Glückliche Familie Nr. 161: Neue Freiheit


Seit vergangenen Sonntag läuft in diesem Haus ein Experiment:

Wir, der Soßenkönig und ich, geben Prinzessin (12) (fast) völlige Freiheit.

  • Sie darf jederzeit an den Computer oder das iPad (es sei denn, jemand anderes möchte daran).
  • Wir fragen sie nicht danach, ob sie die Hausaufgaben fertig hat.
  • Wir lassen sie ins Bett gehen, wann sie möchte. 

Vergangenen Sonntag haben wir ihr dieses Experiment vorgeschlagen. 

Ich habe ihr gesagt, dass ich keine Lust habe, noch länger die Polizistin zu spielen und zu kontrollieren, wie lange sie am Computer ist, ob das iPad unter der Bettdecke liegt, die Vokabeln gelernt, die Schulsachen gepackt sind. 

Wir haben gesagt, dass wir von klein auf bei ihr beobachtet haben, dass sie alles, was sie wirklich will, erreichen kann (selber Schleifebinden und Fahrradfahren beigebracht).

Wir haben gesagt, dass sie uns fragen kann, wenn sie bei Schulaufgaben Hilfe braucht. Dann helfen wir. Allerdings nur bis 21 Uhr abends. 

Prinzessin war erleichtert. Ist ja auch ein Schock, wenn plötzlich beide Erziehungsberechtigten im Zimmer stehen und ein Gespräch wollen. Sie willigte freudig ein.

Ihr fragt euch, was das wieder für ein Projekt ist?

Immer wieder schreibe ich von Vertrauen und dass das die Kinder stärkt. Trotzdem wurde ich immer wieder rückfällig. Ich habe befürchtet, als zu weich zu gelten, als jemand, der verantwortungslos ist oder - für mich das Schlimmste - als jemand, der es sich zu leicht macht. 

Schluss damit! 


Magnet-Schild von Julia

Nach vier Tagen neuer Freiheit ziehe ich eine erste Bilanz:
  • Die Stimmung ist deutlich besser.
  • Ich freue mich jetzt, wenn sie aus der Schule kommt.
  • Sie geht für meinen Geschmack zu spät ins Bett (22.30 Uhr), steht aber ohne zu meckern um 6.30 Uhr auf.
  • Sie gibt mehr eigenes Geld für online-Spiele aus (das sehe ich, weil die Abrechnung bei mir landet).
  • Sie hat gestern mit Hausaufgaben begonnen, die nicht für den anderen Tag waren.
  • Ich höre sie den halben Tag singen.
  • Sie bleibt nach den Mahlzeiten länger am Familientisch sitzen.

Am Montag hat sie mir beim Mittagessen erzählt, wie sie sich die Zeit einteilen möchte und hat so viel aus der Schule berichtet, dass ich fast Fieber gemessen hätte. Auf dem Weg in ihr Zimmer machte sie auf der Treppe noch einmal kehrt und umarmte mich stürmisch.

Als ich die Brille gerade gerückt und die Haare gerichtet hatte, stand ich noch eine Weile in der Küche und spürte das Glück in meinem Körper kribbeln.

Ob es von Dauer ist, werde ich berichten.

Immer fröhlich den Mut haben, sich zu verändern

Uta