Dienstag, 30. Oktober 2012

Glückliche Familie Nr. 95: Der Quadrant fürs Wesentliche


Anfang Dezember des vergangenen Jahres stand eine Frau vor mir im Einrichtungsladen und ließ sich ein Steckenpferd einpacken. "Dies ist das letzte Weihnachtsgeschenk", sagte sie stolz, "dann habe ich alle."

Ich schluckte. Es waren noch zweieinhalb Wochen bis Heiligabend und ich hielt Weihnachtsgeschenk  Nr. 1 in Händen.

Ich denke viel daran herum, wie ich im "Hier und Jetzt" leben kann und trotzdem das Morgen und Übermorgen plane, damit es dort auch ein gutes "Hier und Jetzt" gibt.

Habe ich nur den Eindruck oder blenden die Weisheitslehrer diesen Aspekt komplett aus, wenn sie im Lotussitz vor ihren Klangschalen sitzen?

Wie wichtig es ist, sich ab und an im Leben einen Plan zu machen, ist mir bei Steven R.Covey klar geworden. Der frühere Professor für Business Management und Begründer eines neuen Zeitmanagements hat ein Modell aus vier Quadranten entwickelt.





Quadrant 1: hier tröste ich das Kind, das sich das Knie aufgeschlagen hat, ich rufe den Handwerker an, weil die Heizung kaputt ist, ich überweise das Geld, das übermorgen fällig ist ... In den Quadranten 1 gehören alle Tätigkeiten, zu denen man keine Frage hat, ob sie getan werden müssen oder nicht.

Quadrant 2 ist der Quadrant des Planens. Hier mache ich mir Gedanken, warum ich gerade in meinem Job unglücklich bin und plane konkrete Schritte, um etwas daran zu ändern. Wenn es Stress gibt mit einem meiner Kinder, überlege ich, was ich tun kann, um das Miteinander schöner zu gestalten. Hier male ich mir aus, wie ich in diesem Jahr Weihnachten feiern möchte ... In diesen Quadranten gehört außer Planen auch Ausruhen und Kräfte sammeln oder künstlerisch tätig sein.

Quadrant 3: Dieser Quadrant ist voller e-Mails. Die meisten Botschaften, die man auf diesem Weg erhält, sind bei näherer Betrachtung nicht wichtig, suggerieren aber durch das Prinzip der Warteschleife Dringlichkeit. Man fühlt sich schlecht, wenn man nicht reagiert. Außerdem läuft der Papierkorb über.
Auch manche Arzttermine gehören hier herein: die fünfte Vorsorge-Untersuchung im Quartal, das Nocheinmal-Röntgen, Ultraschall von vorne und "Kern-Spin" rundum, weil der Arzt auch das letzte Restrisiko des Lebens noch ausschalten will.

In Quadrant 4 zappe ich durch die Fernsehprogramme, ohne etwas zu finden, was mich wirklich interessiert. Damit ist nicht gemeint, einen Film zu sehen, der einen wirklich unterhält und entspannt, sondern das geistlose Rumzappen und das schale Gefühl danach. In Quadrant 4 befindet sich auch das oberflächliche Gespräch, das niemanden weiterbringt, Klatsch und Tratsch, Small-Talk, BILD-"Lesen" ...

Steven R. Covey schreibt, dass Quadrant 2 der wichtigste Quadrant ist.

Wenn ich Quadrant 2 missachte, schwillt Quadrant 1 an. Dann ist plötzlich alles dringend und wichtig und ich habe Stress pur.

Und was ist nun mit den Weihnachtsgeschenken Ende Oktober?

Ich bin in mich, also in Quadrant 2, gegangen und bin zu folgendem Ergebnis gekommen:

Ich möchte Weihnachtsvorfreude auskosten, möchte mit den Kindern Schnee schaufeln und dann im Warmen das Räucherhäuschen anzünden und das erste Spritzgebäck kosten, ich möchte mit ihnen Tannenbäume auf Packpapier stempeln und mit Muße persönliche Geschenke besorgen. Damit ich dafür Zeit habe, fange ich morgen, am 30. Oktober, an, die ersten Geschenke zu besorgen. Puh!




Immer schön fröhlich planen

Uta

PS: Ich habe einen Blog-Award bekommen, hier. Vielen Dank Poie Sandybanks! Ich habe mich sehr darüber gefreut. Sorry, dass ich jetzt erst reagiere.